LeineWerkstatt - Druckversion


19. Hier wird's wieder Sauber

- Das Abwasser und die Kläranlagen

Die Stadtentwässerung klärt das !
Morgens duschen, Zähne putzen, Klospülung drücken - gut 60 Liter Trinkwasser verschwinden hierfür schnell im Ausguss und dann in der Kanalisation. 2.500 km lang ist das öffentliche Abwasserkanalnetz der Stadtentwässerung Hannover, jährlich kommen rund 20 km dazu. Diese Kanäle leiten das Abwasser von rund 750.000 Einwohnern und den meisten ansässigen Gewerbe- und Industriebetrieben aus Hannover sowie Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Laatzen, Ronnenberg und Seelze zu den Klärwerken Hannover-Herrenhausen und Gümmerwald. 108 Pumpen sorgen dafür, dass das Wasser unter Hannover nicht stehen bleibt.

Der Faulturm des Kläranlage Herrenhausen;
Quelle: Ralf Strobach
Das Kanalnetz in Hannover besteht aus zwei unterschiedlichen Systemen. In rund einem Fünftel der Stadt - hauptsächlich im innerstädtischen Bereich - gibt es ein Mischwassersystem, d. h. das Schmutz- und Regenwasser wird in einem Abwasserkanal abgeleitet. Der allergrößte Teil wird aber getrennt nach Schmutz- und Regenwasser gesammelt. Das Regenwasser aus Dachrinnen und Straßengullys fließt direkt in die Leine, ohne im Klärwerk gereinigt zu werden.

Das gesamte Schmutzwasser aus den Haushalten wird in vier Sammlern (Rohre von bis zu 3 Meter Durchmesser) gepumpt und zum 1905 gebauten Klärwerk Herrenhausen geleitet. Alles, was wir zu Hause in den Ausguss oder in die Toilette schütten, kommt hier an. 1983 wurde mit den hannoverschen Umlandgemeinden ein Klärwerksverbund gegründet und das neue Klärwerk Gümmerwald bei Wunstorf in Betrieb genommen. Von den täglich anfallenden rund 175 Millionen Litern Abwasser (das entspricht etwa 1,2 Millionen Badewannen mit je 150 Liter) werden rund 65 Millionen Liter in Herrenhausen gereinigt. 110 Millionen werden durch eine 13 km lange und 120 cm dicke Verbundleitung nach Gümmerwald gepumpt und dort gereinigt.

Aufwendige Reinigung:
Die Klärung erfolgt in zwei Stufen: der Mechanischen und der Biologischen Reinigung.
In der ersten Stufe wird das Abwasser mechanisch gereinigt, d. h. die leicht entfernbaren und ungelösten Schmutzstoffe werden dem Wasser entzogen. In der Rechenanlage werden diese groben Schmutzstoffe wie Papier, Textilien, Plastik, Essenreste, Hygieneartikel usw. mit einem Rechen oder auch Harke herausgesiebt. Jeden Tag kommen so rund 10 Tonnen Müll zusammen, pro Jahr 3.600 Tonnen. Dann werden im Sandfang die vom Wasser mitgeführten Schwerstoffe wie Sand, Kies und Steine abgesiebt. Weitere Schwebstoffe sinken in Vorklärbecken zu Boden. In der Mechanischen Reinigungsstufe werden etwa ein Drittel der im Wasser enthaltenen Schmutzstoffe entfernt.


Rotoren zur Anreicherung mit Sauerstoff
Quelle: Stadtentwässerung Hannover
In der zweiten Reinigungsstufe, der biologischen bzw. weitergehenden Reinigungsstufe, wird das Prinzip der Gewässerselbstreinigung konzentriert nachgeahmt. Dadurch können rund 98 % der restlichen ganz oder halb im Wasser gelösten Schmutzstoffe entfernt werden. Mikroorganismen, wie Pantoffel-, Geisel-, Wimpern- oder Glockentierchen, bauen die organischen Schadstoffe ab. Dazu wird im so genannten Belebungsbecken noch zusätzlich Luftsauerstoff in das Abwasser gepresst. Werden allerdings chemische Stoffe wie Lösungsmittel, Verdünner, Fotoflüssigkeiten, Medikamente oder chemische Rohrreiniger ins Abwasser geschüttet, können diese die ganze Reinigungsstufe gefährden und die Mikroorganismen sogar abtöten.

Da das Abwasser nach der Behandlung in die Leine abgeleitet wird, ist eine weitergehende Abwasserreinigungsstufe zur Entnahme von Phosphaten und Stickstoffen notwendig. Rund 20 % der Phosphate werden von landwirtschaftlichen Flächen in die Gewässer geschwemmt. 80 % gelangen aus menschlichen Ausscheidungen sowie Wasch- und Reinigungsmitteln in die Gewässer. Phosphate und Stickstoffe sind Nährstoffe, die von den Pflanzen aufgenommen werden. Daher kommt es durch die Zunahme von Phosphat und Stickstoff in den Gewässern zu vermehrtem Algen- und Pflanzenwachstum und dadurch zu Sauerstoffmangel und somit wiederum zum Fischsterben. Um dieses zu verhindern, werden in der weitergehenden Reinigungsstufe die Mikroorganismen zur erhöhten Phosphataufnahme veranlasst. Zur Entfernung des Nitrits werden die chemischen Fähigkeiten der Mikroorganismen genutzt: Es wird bei hoher Sauerstoffzufuhr Ammonium erst zu Nitrit und dann zu Nitrat oxidiert. In einem nächsten Schritt wird das Nitrat chemisch zu Stickstoff reduziert, der als Gas entweicht.

Im anschließenden Nachklärbecken setzt sich der entstandene Schlamm ab. Nach dieser aufwendigen Prozedur wird das Wasser nahezu in Trinkwasserqualität in die Leine geleitet. Die Wasserqualität hat sich in den letzten Jahren durch ständige Verbesserung der Abwasserklärung in Deutschland deutlich verbessert.

Die machen aus Sch .... Strom:
Bei jeder Reinigungsstufe fällt Klärschlamm an, der in einer Faulanlage bei 38° C in etwa 28 Tagen "ausgefault" wird. Das dadurch gewonnene Biogas (Methangas) wird zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Der Schlamm selbst - 2002 waren es 55.500 Tonnen im Jahr - wird in die Landwirtschaft oder in den Landschaftsbau verbracht. Da diese Möglichkeiten allerdings abnehmen, wird eine teilweise Verbrennung diskutiert.

Das Klo ist kein Mülleimer!
Damit die Klärwerke nicht unnötig belastet werden, ist es wichtig, dass keine Essenreste, Kaffeesatz, Zigarettenkippen, Tampons, Binden, Q-Tips, Watte, Rasierklingen, Wischlappen, Kondome, Katzenstreu, Schachteln, Batterien, Farbreste, Lösungsmittel, Pflanzenschutzmittel, Speiseöl, Fette, Medikamente oder anderes in die Toilette geworfen wird!

INFOS über Stadtentwässerung Hannover:
Stadtentwässerung Hannover
Stelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (OE 68.05 Ö)
Sorststraße 16
D-30165 Hannover
Telefon:  (0511) 168-47460
Telefax.: (0511) 168-47539
E-Mail:   Helmut.Lemke@Hannover-Stadt.de

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