23. Auenwald und Auenweide

- Die Leineaue im Nordwesten Hannovers

Die Leineaue im Nordwesten Hannovers unterscheidet sich in einem besonderen Punkt von der Aue im Süden Hannovers: In Höhe der Stöckener Leinemasch und weiter nördlich nach Marienwerder wird die Leine von Sanddünen begleitet. Bewaldet sind davon z.B. eine Erhebung im Hinüberschen Garten oder der Glockenberg im nördlichen Klosterforst Marienwerder. Zu erkennen sind die Dünen auch an der Vegetation. In Lichtungen oder auf Rasenflächen wachsen Pflanzen, die auf nährstoffarme Sandböden angewiesen sind. In der Stöckener Aue z.B. die kleine Platterbsen-Wicke, das Ruchgras oder auch der Knollige Hahnenfuß. Auf dem Glockenberg wachsen der Bauernsenf oder das Berg-Sandglöckchen. Die meisten Dünen sind aber der Bebauung zum Opfer gefallen. Der Stöckener Friedhof, die Uni-Mensa oder die Marktkirche sind auf sandigem Dünenuntergrund gebaut worden.
Die Dynamik eines Flusslaufes über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg ist daran zu erkennen, dass viele dieser Gebiete inzwischen weiter von der heutigen Leine entfernt liegen. Auch auf den Äckern erkennbare Flutrinnen belegen die Kraft des Leinewassers in früherer Zeit. Heute hat sich die Leine mehrere Meter in das Gelände eingeschnitten und entwickelt so nur eine eingeschränkte Dynamik. Meterhohe Uferabbrüche und Kies- bzw. Schotterinseln sind trotzdem zu finden.

Die Rückgewinnung der Aue
Im Rahmen des Projektes "Ökologische Verbesserung der Leineaue Stöcken" hat die Stadt Hannover einige Stellen naturnäher gestaltet. In dem Bereich zwischen Stöcken und Letter wurde die Leine besser mit der sie umgebenden Aue verbunden. Dadurch soll die Überflutungsfähigkeit der Leine wieder hergestellt werden. Dazu wurden an mehreren Stellen insgesamt 450 Meter Uferwall abgetragen. Dabei war dieses gar kein künstlich angelegter Deich, sondern der natürliche Uferwall. Hinter dem Uferwall wurden früher aber mehrere Meter Auelehm abgetragen, um daraus Ziegel zu brennen.
Bei höheren Wasserständen wird die Leineaue jetzt eher überschwemmt und das Wasser kann die Wiesenflächen breit durchströmen. In einer weiteren Maßnahme wurden im Weide- und Wiesenland Mulden angelegt, damit die Aue bei Hochwasser wieder mehr Wasser aufnehmen und zurückhalten kann. Dieses bedeutet einen besseren Hochwasserschutz, aber auch eine ökologische Verbesserung. Die auentypische Tier- und Pflanzenwelt kann sich die Aue wieder "zurückerobern". Durch die neu entstehenden Kleingewässer und naturnahen Flussufer finden die durchziehenden Wasser- und Watvögel ideale Nahrungsbedingungen.

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Neben den neu geschaffenen bzw. rückeroberten Aueflächen gibt es aber an der Leine auch noch Reste typischer Auenbiotope wie Weiden-Auenwälder und Weidengebüsche. Im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten können Weiden relativ lange unter Wasser stehen, ohne das ihnen das etwas ausmacht. Die Mandel-Weide oder die Silber-Weide haben schmale Blätter entwickelt, damit sie dem Hochwasser weniger Widerstand bieten. Die Hartholzauen wurden dagegen meist als landwirtschaftlich genutze Flächen der Natur entzogen: Sie sind selten überflutet und trotzdem nährstoffreich. Ein übriggebliebener Rest konnte unter dem Schutz eines Landschaftsgarten erhalten bleiben: Das Quantelholz im Süden des Hinüberschen Gartens in Marienwerder, geprägt von Stiel-Eiche und Gemeiner Esche.

Wegen der abwechslungsreichen Vegetation ist auch die Tierwelt in der Aue sehr vielfältig. In den Weidenauwäldern leben Pirol, Nachtigall und Kleinspecht. An Wiesen und Weiden lebt der Wachtelkönig, im Quantelholz der Grünspecht und am Ernst-August-Kanal jagt der Eisvogel nach Beute. In Tümpeln konnten der Seefrosch, Erdkröte, Grasfrosch und auch Kammmolch und Teichmolch nachgewiesen werden. Sogar die Knoblauchkröte wurde - allerdings schon 1992 - in der Leineaue gefunden.