1. Bloß nicht weggeschwemmt werden...

- Fische am Flussoberlauf

Wie im Kapitel "Die Reise beginnt - Die Gliederung eines Flusslaufes" beschrieben, trifft für die Leine statt der Dreiteilung eher eine Unterteilung zwischen den zwei Abschnitten Oberlauf und dem kombinierten Mittel- und Unterlauf zu. Die genaue Abgrenzung zwischen den Flussteilen wird meist anhand des Vorkommens bestimmter Fischarten vorgenommen. Dies liegt an den speziellen Anforderungen an den Lebensraum dieser Fische, die nur in einem bestimmten Flussabschnitt herrschen. Damit sind einige Fischarten für einen speziellen Flussabschnitt charakteristisch, so dass sich der Fluss anhand des Artenvorkommens einteilen lässt. Als Kriterien lassen sich die Wasserqualität und die Strömung mit der daraus folgenden Beschaffenheit des Flussbettes bzw. der Sohle des Flusses nennen.

Zwei dieser sogenannten Charakterfische sind die Groppe und die bekanntere Bachforelle, die beide besonders hohe Anforderungen an die Wasserqualität stellen. Da das Wasser im Oberlauf eines
Die Bachforelle;
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
Flusses meist durch den hohen Sauerstoffgehalt, die geringe Belastung durch Pestizide umliegender Äcker und Felder, die geringe Belastung durch Siedlungen und Kläranlagen und den natürlichen Flusslauf noch sehr sauber ist, kommen Bachforelle und Groppe fast ausschließlich in den Flussoberläufen vor. Bei der Leine konnten beide Arten von der Quelle am Fuß des Thüringer Ohmgebirges bis etwa zum Raum um Northeim nachgewiesen werden, so dass dieser erste Teil der Leine bis etwa Northeim als Oberlauf bezeichnet wird, auf den dann der kombinierte Mittel- und Unterlauf folgt.

Die Bachforelle gehört zu den sogenannten Kieslaichern: Zur Eiablage benötigt sie einen kiesigen Flussgrund. Dies ist ein wichtiges Charakteristikum des Flussoberlaufes: Ein größeres Gefälle und die damit verbundene starke Strömung sorgen dafür, dass die Sohle des Flusses kiesig und mit groben Steinen beschaffen ist.

Die Formen der Anpassungen an die stärkere Strömung reichen von einer besonderen Körperform, über eine gezielte Nutzung bestimmter Boden- oder Uferstrukturen innerhalb des Gewässers bis hin zu speziellen Mechanismen, sich festzuhalten.
So fallen viele Lebewesen des Oberlaufs aufgrund ihrer extrem kleinen Größe auf, die der Schubkraft des Wassers nur eine geringe Angriffsfläche bietet und so den Energieaufwand reduziert, den die Fische zum Anschwimmen gegen die Strömung aufbringen müssen.

Weitere Links
Die Reise beginnt
- Die Gliederung eines Flusslaufs
Was Neunaugen mit Maikäfern zu tun haben
- Seltene Tiere am Leineoberlauf
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Die Groppe: ein strömungsangepasster
Fisch des Oberlaufs;
Quelle: Kohmann
Die Körperform kann aber auch abgeplattet sein, so dass der gesamte Körper von der Seite aus gesehen - wie bei der Eintagsfliege und vielen anderen Insektenlarven, zum Teil aber auch bei Fischen wie der Groppe - sehr flach erscheint. Diese Art der Anpassung ermöglicht es den Tieren, sich ganz nah an den Flussgrund zu schmiegen und sich dort aufzuhalten, ohne sich der kraftraubenden Strömung der oberen Wasserschichten aussetzen zu müssen. Fische suchen den Flussgrund und auch die Uferregionen mit z.B. ins Wasser hängenden Pflanzen als strömungsarme Ruhezonen gern für eine "Verschnaufpause" auf.

Trotz verschiedener Anpassungen driften Organismen häufig durch die Strömung flussabwärts, was einige Arten durch eine besondere Wiederbesiedlungsstrategie ausgleichen können. So wandern die ausgewachsenen Tiere bestimmter Arten flussaufwärts oder steigen in Nebengewässer auf. Erst dort legen sie ihre Eier ab, um so ihre Verdriftung durch das Wasser auszugleichen. Bekanntestes Beispiel ist der Lachs, dessen Laichwanderung vom Meer bis hinauf in die Quellregion eines Fließgewässers führen kann.