4. Von 7 Zentimetern bis 2,5 Meter
- Die Fische am Mittel- und Unterlauf
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Die Äsche;
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Der Übergang der Flussabschnitte vom Ober- zum Mittellauf, der bei der Leine etwa bei Northeim
liegt, bringt grundlegend veränderte Lebensbedingungen mit sich und beeinflusst in der Folge die
Artenzusammensetzung. Bei den Fischen werden die Bachforelle und Groppe von der Äsche verdrängt.
Sie bevorzugt ebenfalls sauberes Wasser, benütigt zum Leben jedoch schon etwas mehr Raum. Da
Breite und Tiefe des Flusses in Richtung Mündung immer weiter zunehmen, findet die Äsche
am oberen Mittellauf gute Lebensbedingungen und siedelt sich daher meist in diesem Abschnitt an.
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Einen richtigen Brocken von Fisch kann man auch in der Leine fangen: Er kann bis zu 2,50 Meter lang
und 100 kg schwer werden - der Wels. Ihn findet man etwa von der Region Hannover an bis hin zur
Mündung der Leine in die Aller.
Ganz im Gegensatz zum Wels spiegeln der Dreistachelige Stichling und das Moderlieschen das entgegengesetzte
Extrem wider: Sie sind beide mit einer Länge von bis zu 10 cm die Winzlinge unter den Fischen der
Leine. Als seltenes Phänomen in der gesamten Gattung der Fische betreiben diese beiden Arten
Brutpflege, die Männchen bewachen das Gelege und schützen es vor Fressfeinden.
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Die Barbe;
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Wie alle Lebewesen haben auch Fische Verhaltensweisen entwickelt, um sich Selektionsvorteile zu
verschaffen und damit überleben zu künnen. Die Barbe beispielsweise versteckt sich den
gesamten Tag über, um erst nachts aktiv zu werden und so zumindest den tagaktiven Raubfischen
zu entgehen. Gleichzeitig erschließt sie sich dadurch die ebenfalls nachtaktiven Beutetiere
als Nahrungsquelle. Die Barbe lebt in den schnell fließenden, klaren und sauberen Flussabschnitten.
An ihren Lebensraum stellt sie zusätzlich die Anforderung, dass flache, stark überströmte
Kiesbänke als Laichplätze vorhanden sind. Da solche aus Ablagerungen gebildeten Sand- und
Kiesbänke meist nur im Mittellauf eines Flusses vorkommen, gilt die Barbe als sogenannter
Charakterfisch des mittleren Flussabschnittes.
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Der Brassen;
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Im Gegensatz dazu ist der Brassen ähnlich wie Flunder und Kaulbarsch wegen seiner Lebensweise in
grüßeren langsam fließenden Gewässern und in dem leicht salzhaltigen sogenannten
Brackwasser der Flussmündungen normalerweise der typische Charakterfisch der Unterläufe von
Flüssen. In der Leine jedoch kommen sowohl die Barbe als auch der Brassen vom Mittellauf bis hin
zur Mündung in die Aller zusammen vor, was die bereits im Kapitel LINK "Die Reise beginnt -
Die Gliederung eines Flusses" beschriebene Untrennbarkeit der Leine in einen Mittel- und einen
Unterlauf noch einmal anhand der Artenverteilung deutlich macht.
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Räuber unter der Oberfläche
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Der Karpfen (Cyprinus carpio);
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Auch einige der bekannteren heimischen Fischarten sind in der Leine vertreten. Dazu zählt unter
anderem der "Sonnenanbeter" unter den Fischen, nämlich der weit verbreitete Karpfen.
Er braucht zu seiner Fortpflanzung warme Gewässer, da er erst bei einer Wassertemperatur von
mindestens 18°C ablaicht.
Auch der Hecht, der in ganz Niedersachsen gegenüber anderen Arten noch verhältnismäßig
häufig ist und die Leine durchgängig von etwa Güttingen bis zur Mündung in die Aller
besiedelt, ist einer der bekannten Flussbewohner. Als Raubfisch erspät er dicht unter der
Wasseroberfläche seine Beute. Dies können bei größeren Exemplaren neben Fischen
sogar junge Schwimmvögel sein. Zum Ablaichen sucht das Weibchen flache bewachsene Uferregionen
des Flusses und auch gerne überschwemmte Auegebiete auf.
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Der Hecht (Esox lucius);
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Auch Rotfeder und Plötze leben in der Leine, beide werden etwa bis 30 cm lang und leben in
Schwärmen. Die Rotfeder lebt hauptsächlich oberfächennah an bewachsenen Uferregionen.
Die Plötze bevorzugt das tiefere Wasser, nur in Sommernächten hält sie sich mehr in
Ufernähe auf. Das Weibchen klebt bis über 100.000 Eier an Wasserpflanzen, an denen auch die
geschlüpften Jungen einige Tage haften.
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Mittlerweile haben sich auch zwei ursprünglich nicht Leine-typische Fischarten angesiedelt.
Dazu zählen im Mittel- beziehungsweise Unterlauf der Giebel und der Zwergwels.
Eigentlich soll es den Giebel, von dem vor allem die "Goldfische" als seine goldfarbenen
Varianten bekannt sind, lediglich bei Bremen gegeben haben. Früher ist er jedoch häufig
in der Sportfischerei als Küderfisch eingesetzt worden, wodurch er eine weitere Verbreitung
erfahren hat. Der ebenfalls wie die Barbe nachtaktive Zwergwels hingegen ist eine ursprünglich
aus Amerika stammende Fischart, die in der Leine von etwa Hannover flussabwärts vertreten ist.
Nicht nur im Meer: Krebse
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Der Edelkrebs (Astacus astacus);
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Auch wenn wir mit Tieren im Lebensraum Wasser zu allererst Fische in Verbindung bringen, sind sie
doch bei weitem nicht die einzigen Lebewesen dieses Mediums. Auch Krebse bewohnen die Flüsse.
Der bei uns heimische Edelkrebs, der früher als Speisekrebs genutzt wurde, ist inzwischen sehr
selten. Dies liegt neben der Verunreinigung der Gewässer auch an der Einwanderung des
Amerikanischen Flusskrebses, der ursprünglich nicht hier beheimatet ist. Als Überträger
der "Krebspest" stellt er für den seltenen, einheimischen Edelkrebs jedoch eine
große Gefahr dar, weil er selbst nicht von der Krankheit infiziert wird und seine Population
dadurch weiter ungehindert anwachsen und die Edelkrebse verdrängen kann.
Er ist gegenüber Gewässerverunreinigungen recht unempfindlich, so dass er eine
grüßere "Auswahl" an Lebensräumen hat.
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Die Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis);
Quelle: Süßwasserfische in Niedersachsen; Hrsg.: NLÖ 1983
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Eine weitere nicht heimische Art, die in der Leine Fuß gefasst hat, ist die Wollhandkrabbe.
Als ein in China weit verbreitetes Nahrungsmittel stellt sie eine Kuriosität unserer
Gewässer dar, sie ist ursprünglich unbeabsichtigt aus Ostasien mit dem Ballastwasser
von Schiffen nach Deutschland gelangt. Die Versuche, sie auch in Deutschland als Lebensmittel
auf den Markt zu bringen, sind allerdings fehlgeschlagen.
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