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24. Kiesteiche und schnelle Gräben
- Die Leineaue im Süden Hannovers
Die Leineaue im Süden Hannovers ist eine der wichtigsten Erholungslandschaften für die Menschen
in der Stadt Hannover und im südlichen Umland der Stadt. Besonders die Kiesteiche sind im Sommer ein
beliebtes Ausflugsziel.
Typisch für die südliche Leineaue sind Weidengebüsche, Teile von alten Auwäldern, Wiesen
und Weiden und die zahlreichen Kiesteiche. Jahrhunderte hat der Fluss durch seine Dynamik verhindert, dass
der Mensch den Boden in seiner Nähe nutzt. Jahrhunderte lang hat der Fluss durch seine
Überflutungen den Böden der Aue seine heutige Fruchtbarkeit gegeben.
Beschleunigt hat dies aber auch der Mensch. Im Mittelalter haben die Menschen einen großen Teil der
Wälder abgeholzt. Das Holz wurde für den Bergbau im Harz, für die Herstellung von Holzkohle
als Brennstoff und als Bauholz verwandt, außerdem mussten die Bäume auch zur Schaffung von
Weideflächen weichen. Die verringerten Waldflächen konnten so immer weniger Boden zurückhalten,
der Fluss riss den Boden mit und lagerte ihn in den überfluteten Auen ab.
Mit dem Bau des Wehres an der späteren Döhrener Wolle (siehe dazu: Strom aus dem Strom) und den folgenden
Uferbefestigungen wurde der Leine die "Bewegungsfreiheit" genommen. Der Fluss konnte sich keine
neuen Wege suchen, wie das die Leine in ihrem natürlichen Zustand über Jahrhunderte und
Jahrtausende getan hat. Statt dessen grub sie sich in ihrem festgelegten Flussbett tiefer ein. Durch den
Bau von Deichen wurde dies verstärkt, die Aue wurde vom Fluss abgeschnitten, bei Hochwasser gab es
für den Fluss weniger Überflutungsfläche.
Viele Tier- und Pflanzenarten in der Aue
Die Auelandschaft wurde verstärkt von der Landwirtschaft genutzt, bevor im vorigen Jahrhundert der
an Tonmineralen reiche Auelehm zur Herstellung von Tonziegeln genutzt wurde. Seit den 1940er Jahren wurde
verstärkt Kies abgebaut, was die Leineaue bis heute stark prägt. Trotz dieser industriellen
Nutzung gibt es in der Leineaue Reste auentypischer Lebensräume: Feuchtwiesen, Röhrichte, bis
hin zu Weiden-Auwäldern der Weichholzaue und sogar Reste von der Hartholzaue mit Eichen und Ulmen,
z.B. einige Flatter-Ulmen mit ihren großen Brettwurzeln. Am Ufer kommen teilweise das
Fluss-Greiskraut vor, Röhrichte aus Schilf an den Auwaldresten, die von Weiden und Strauchweiden
wieder aufgebaut werden. In der Wülfeler Masch gibt es artenreiche Wiesen mit Wasser-Greiskraut
oder Wiesen-Silge.
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Bis zu 60 verschiedene Vogelarten können in den Auen und Auwäldern an einem Frühlingsmorgen
beobachtet werden. Weißstorch, Eisvogel, Nachtigall, Pirol, Kleinspecht, Beutelmeise, Schlagschwirl,
Rohrammer, Feldschwirl sorgen für einen tollen Artenreichtum. Aber auch Fledermäuse wie der
Abendsegler oder die Rauhhautfledermaus sind in der Leineaue unterwegs, sogar die seltene Bechsteinfledermaus
konnte im Ricklinger Holz beobachtet werden. Amphibien wie Seefrosch, Teichmolch, Wasserfrosch,
Erdkröte oder seltener der Kammmolch leben in den kleineren Gewässern. Ein Beleg für den
Artenreichtum der südlichen Leineaue ist auch, dass dort 31 verschiedene Libellenarten nachgewiesen
werden konnten.
Die größeren Kiesteiche sind dagegen eher artenarm. Steile Uferböschungen verhindern die
Entwicklung von Röhrichtzonen in denen sich Amphibien und Libellen ansiedeln könnten. In den
meisten Kiesteichen leben außerdem Sonnenbarsche und Graskarpfen. Die Sonnenbarsche ernähren
sich u.a. vom Laich von Amphibien und Libellenlarven, Graskarpfen tragen stark zur Verminderung der
Unterwasserpflanzen bei und nehmen so vielen anderen Tierarten den Lebensraum, so dass die Artenvielfalt
durch diese Fische eher minimiert wird.
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