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6. Am Baum und in der Luft
- Weitere Tiere am Mittel- und Unterlauf
Neben der bisher beschriebenen Tierwelt im Wasser, existiert natürlich auch eine reiche
Artenvielfalt am Fluss. Eine Froschart führt ein völlig anderes Leben als man es eigentlich
von Fröschen erwarten würde: der Laubfrosch. Er verbringt sein Leben keineswegs nur auf dem
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Der Laubfrosch:
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Boden oder in Teichen, sondern kann auf Grund von Haftscheiben an seinen Finger- und Zehenspitzen
geschickt auf Gräsern, Sträuchern und Bäumen umherklettern. Wegen seiner kräftigen
grünen Farbe ist er bestens getarnt und schwer zu entdecken. Er ist die einzige heimische Lurchart,
die dermaßen gut klettern kann. Eine weitere Besonderheit ist, dass sie je nach Umgebung,
ähnlich wie das Chamäleon oder einige Tintenfische, ihre Farbe ändern können,
wodurch in der Vergangenheit der Trugschluss entstanden ist, dass Laubfrösche durch ihren
Farbwechsel das Wetter vorhersagen könnten. Der lateinische Name des Laubfrosches lautet
Hyla arborea (arbor: lat. Baum) und er kommt entlang der Leine im Raum um Northeim, Alfeld und
Hannover vor. Er benötigt ein vegetationsreiches und vor allem mit vielen Büschen bewachsenes
Gelände in der Nähe von Gewässern. Als Laichgewässer dienen relativ warme Teiche,
Weiher und Tümpel mit geringer Wassertiefe, die möglichst stark bewachsen sein sollten.
Aber sein Lebensraum muss auch frostsichere Verstecke wie Holz- oder Laubhaufen, Steine, Erdhöhlen
und ähnliches für die Überwinterung der Frösche enthalten.
Der Laubfrosch bevorzugt bei seiner Nahrungswahl zwar Fluginsekten wie Fliegen, frisst aber genau wie
andere Amphibien auch Spinnen, Käfer und andere Insekten. Er hat viele Fressfeinde, die sich je nach
seinem Entwicklungsstadium unterscheiden. Dazu zählen z.B. die kaulquappenfressenden Libellenlarven,
aber auch Molche, Ringelnattern, Graureiher und Iltisse, die dem ausgewachsenen Frosch nachstellen.
Der Mensch nimmt als weiterer Feind eine Sonderrolle ein, da er den Frosch zwar nicht bejagt, ihn aber
durch die immer größere Zerschneidung der Landschaft, die Vernichtung von Laichbiotopen,
sowie die Veränderung der Landlebensräume bedroht. Die Einführung von Zuchtfischen in
die Laichgewässer der Frösche und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft tun ihr
übriges zum Rückgang der Art, wodurch der Bestand in Niedersachsen als "l;stark
gefährdet"l; gilt und die Art deutschlandweit gesetzlichen Schutz genießt.
Bedrohte Vampire
Auch unsere größte heimische Fledermausart zählt zu den seltenen Tieren, die
punktuell an einigen Stellen vom Gebiet um Northeim bis in den hannoverschen Raum zu finden sind.
Das Große Mausohr mit dem lateinischen Namen Myotis myotis ist eine wanderfähige Fledermausart.
Wie bei Fledermäusen "üblich" ortet sie Insekten wie Lauf-, Mai- und
Mistkäfer, Heuschrecken, Grillen und Nachtfalter aber auch Spinnen als ihre Beutetiere meist
im Flug. Gelegentlich macht sie aber ihre Beute auch von niedrigeren Positionen wie Baumstämmen
aus, so dass ihre "Jagdflughöhe" in der Regel etwa 5-10 m beträgt, aber auch dicht
über demBoden liegen kann.
Das Große Mausohr ist eine wärmeliebende Art und bevorzugt deshalb klimatisch
begünstigte Täler, offenes
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Das Große Mausohr:
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Quelle: Elke Mühlbach
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Waldland, Waldränder, Baumgruppen und Grünlandgebiete
wie Wiesen und Weiden als Lebensraum. Interessant ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei
der Wahl der Sommerquartiere: die Weibchen findet man im Norden Deutschlands auf bis zu 45°C warmen
Dachböden oder Kirchtürmen, in denen sie auch ihre Jungen aufziehen. Die Männchen des
Großen Mausohrs hingegen sind Einzelgänger und nutzen im Sommer eher Nistkästen,
Baumhöhlen oder Spalten als Unterschlupf.
Diese geschlechterspezifische Teilung der Quartiere tritt jedoch ausschließlich im Sommer auf,
wohingegen die gemeinsam genutzten Winterquartiere des Großen Mausohrs in Höhlen, Stollen
und Kellern liegen, wo sie meist in sogenannten Clustern eng beisammen frei an der Decke hängend,
aber auch in Hohlräumen und engen Spalten Winterschlaf halten.
Da das Große Mausohr selbst zu den Jägern gehört, hat es als natürlichen Feind
nur die Schleiereule. Ähnlich wie beim Laubfrosch nimmt aber auch hier der Menschen eine
Sonderrolle ein und stellt eine starke Bedrohung für die Tiere dar. So ist der Bestand der Art
in Mitteleuropa seit den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts um 80% und mehr
zurückgegangen, so dass die ehemals weit verbreitete Art heute in Niedersachsen, wie auch bundesweit,
als "stark gefährdet" gilt und gesetzlichen Schutz genießt.
Die Ursachen hierfür liegen vor allem in Veränderungen ihrer Nahrungsgebiete, Quartierverlusten
und -störungen sowie in Vergiftungen durch Holzschutzmittel.
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Auch der Bestand einer anderen, seltenen Fledermausart geht aufgrund von Veränderungen und
Zerstörung des Lebensraumes durch den Menschen stark zurück. Die Bechsteinfledermaus ist
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Die Bechsteinfledermaus:
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Quelle: Elke Mühlbach
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in ganz Mitteleuropa sehr selten, kommt auch in Deutschland nur in kleinen Populationen vor und gilt
in Niedersachsen als "stark gefährdet". Deutschlandweit ist sie unter gesetzlichen Schutz
gestellt worden. Myotis bechsteini, wie die Bechsteinfledermaus lateinisch bezeichnet wird, ist ganz
im Gegensatz zum Großen Mausohr eine relativ ortstreue Art. Im Flug ist sie sehr geschickt und
kann Manöver auf engstem Raum fliegen, wodurch es ihr möglich ist, sehr tief zu jagen und
ihre Beute im Flug von Zweigen oder sogar vom Boden aufzunehmen.
Die mittelgroße Art gilt als Waldfledermaus und lebt im Leinetal nur noch in den Laubwäldern
im Raum Hannover. So wurde sie z.B. im Ricklinger Holz nachgewiesen. Baumhöhlen, Fledermauskästen,
selten auch Gebäude oder Felshöhlen, werden von den Männchen wie auch von den Weibchen
bewohnt und dienen auch als Wohnstube, in der die Weibchen ihre Jungen bekommen. Als Winterquartiere
werden Höhlen, Stollen, Keller, vereinzelt Baumhöhlen und enge Spalten genutzt, wo die Tiere
meist einzeln frei an der Decke oder Wand hängen.
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